Aemilius Müller (1901–1989) war ein Farbspezialist und Kleinunternehmer in Winterthur in der Schweiz. Als Emil Müller wuchs er im Klettgau im Kanton Schaffhausen auf, studierte in Zürich Volkswirtschaft mit Doktorat und verdiente dann mit Gelegenheitsarbeiten als Grafiker und Journalist sein Leben, wobei er sich «Dr. Aemilius Müller, Maler und Schriftsteller» nannte.

1941 entdeckte Aemilius Müller für sich das Farbsystem und die Farbenharmonielehre des deutschen Chemie-Nobelpreisträgers Wilhelm Ostwald und beschäftigte sich ab da bis zu seinem Tod nur noch mit den Farben. Er entwickelte Ostwalds Farbenlehre entscheidend weiter und veröffentlichte in seinem Chromos Verlag ab 1944 zahlreiche Schriften zur Farbtheorie und zur Farbenharmonielehre sowie Farbtafeln und Farbenatlanten. Ein wichtiges Anliegen war ihm, das Farbenverständnis schon in der Volksschule, besonders aber in der gewerblichen Ausbildung zu fördern. Auch wenn er der bildenden Kunst einen freien Umgang mit den Farbenharmonien zugestand, so verachtete er doch das zeitgenössische Kunstschaffen wegen seiner Regellosigkeit.

Seine Werke stellte Aemilius Müller weitgehend alleine in Handarbeit her: Aus zwölf Grundfarbtönen mischte er alle Farbtöne des Farbtonkreises. Diese verdunkelte er mit Schwarz oder hellte sie durch Verdünnung auf. Er strich Papierbogen in genauesten Farbabstufungen an, stanzte daraus die Farbmuster und fügte diese zu seinen Werken zusammen – im grössten Farbenatlas sind über 2500 Farben dargestellt! Müllers Tafeln, Bücher und Lehrmittel zur Farbwissenschaft sind nicht nur für die Fachwelt interessant, sondern auch ästhetisch äusserst ansprechend.

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Aemilius Müller 1978 mit dem 60-teiligen Farbkreis. Hinter dem Sofa in seiner Wohnung hängt eine Kopie von Tintorettos «Susanna im Bade», die Müller 1934 im Kunsthistorischen Museum Wien malte.