Aemilius Müller sah in seinem «Farbgeschmacksprüfer» in erster Linie ein Hilfsmittel bei der Anstellung von Berufsleuten im Textilgewerbe und im Modeverkauf. Damit die Resultate nicht auswendig gelernt werden konnten, vertrieb er das Produkt nicht frei, sondern gab es nur an «wissenschaftliche Institute, Berufsberater, Schulen und Betriebe» ab und wies diese zur Geheimhaltung an.

Auf jeder der zwölf Prüfungskarten sind zwei farbtongleiche Paare sowie je ein Paar mit einer harmonischen und einer disharmonischen Farbtonverschiebung dargestellt: «Ein alter Grundsatz für das Kombinieren von Farben […] besagt nämlich, dass die Helligkeiten der gewählten Farben im gleichen Verhältnis zueinander stehen müssen, wie diejenigen der darin beteiligten Vollfarben. Liegen dagegen verkehrte, invertierte Helligkeiten vor, so sprechen wir von Farbinversion, welche die eigentliche Ursache der Disharmonie darstellt» (Zitate aus Müllers Einleitung zum Test).

Resultate

Aemilius Müller gab folgende Bewertung der Resultate ab:

12 Richtige: «sehr gut» bis «hervorragend» (je nach benötigter Zeit)
11: «recht gut» bis «sehr gut» (je nach benötigter Zeit)
10: «ziemlich gut»
9: «über mittelmässig»
8: «mittelmässig»
7: «schwach mittelmässig»

Die Auswertung der Tests von 4 «Graphiker-Malern, darunter zwei bestausgewiesene mit Landesruf» ergab allerdings nur einen Schnitt von 6,25, 21 Studierende an einer deutschen Kunsthochschule erreichten lediglich einen Schnitt von 6,71; 11 Studierende der Psychologie an einer schweizerischen Universität einen Schnitt von 7,27. Bedeutend besser machten es die Damenmode-Verkäuferinnen: Ihre Werte lagen über 8; vier «Verkäuferinnen von Damenmoden, darunter zwei in der Firma bestausgewiesene sowie zwei Lehrtöchter» erreichten gar einen Schnitt von 10,5.

Aemilius Müller sah darin seine Ansicht bestätigt, «dass der Farbgeschmack eine Sache der Erfahrung und nicht der angeborenen Anlage» ist. Und – auch wenn er das an dieser Stelle nicht ausdrücklich erwähnte – dass die zeitgenössische Kunstausbildung kein Farbenverständnis vermittelte.